# Das Westufer - auf in den westen

Emilia war gerade etwas eingedöst, aber eher unfreiwillig, als sie die Stimme einer ihr bekannten Person hörten. ‘Ria!‘, dachte sie und ein fettes grinsen zauberte sich auf ihr Gesicht. Wie sie Ria vermisst hatte über die Ferien. Sofort sprang die Hufflepuff auf und stürmte auf Ria zu.
„Riaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!“, quietschte sie glücklich und fiel ihr um den Hals. „Ich habe dich sooo sehr vermisst!“, immer noch grinste sie glücklich. „Wie geht es dir? Wie waren die Ferien? Bist du gut angekommen? Was hast du bis jetzt alles so getrieben?“ Die Fragen sprudelten nur aus ihr heraus. Es war ihr ein Rätsel warum die zwei sich noch nicht gesehen hatten. Gott, wie froh sie war Ria zu sehen.
Eigentlich waren die beiden total die Gegensätze, Lia, die schüchterne und Ria das Hüpfende Wesen.
Nun packte sie Ria an beiden Hände und sah sie von oben bis unten an. Großartig verändert hatte sie sich nicht, sie sah genauso super aus, wie vor den Ferien.

Quietschend rannte ihre beste Freundin auf sie zu und Ria rannte ebenfalls quietschend auf Lia zu. Man, das war doch toll. Was Besseres konnte ihr nach der Große-Halle-Pleite nicht passieren! Die Gryffindor umarmte ihre beste Freundin ebenfalls. So nach den Ferien tat das wirklich, wirklich gut! »Ich dich auch! Und wiiiie!« sagte sie, das übliche Grinsen – nur in noch fröhlicherer Variante – auf den Lippen mit wild herumfuchtelnden Händen, bis sie festgehalten wurden. Zum Glück. Man hatte ihr mal gesagt, dass das den Herzinfarkt bei einigen Leuten nur noch schneller kommen ließ, als unbedingt nötig. Natürlich war so ein Herzinfarkt ohnehin nicht nötig und völlig unwillkommen, bei dieser Wiedersehensfreude.
Da prasselten haufenweise Fragen auf sie ein, nun, die musste klein Ria erst mal verarbeiten und dann alle beantworten:
»Mir geht’s super. Eben noch nicht, aber jetzt! Gerade eben haben die Mines mich in der Großen Halle angekichert, weil ich Kesselkuchen und Kürbissaft von einem Teller getressen – trinken und essen in einem – habe. Kannst du dir vorstellen, wie die mich fertig gemacht haben? Und davor, da war da einer aus der Dritten, der mich als klein bezeichnet hat!« Sie musste sich eingestehen, mit ihren 157 Zentimetern kam sie nicht weit. »Naja, Helen hat mich ein bisschen als Versuchskaninchen benutzt. Rachel war schon wieder im Sankt Mungo und Mum kocht schlechter, als Snape seine Zaubertränke. Alles in allem ziemlich durchschnittliche Ferien, weißt du?« Für alle anderen wäre es nicht nur eine Diätkur gewesen, sondern die Hölle auf Erden, aber Ria, die das ja gewohnt war, konnte sich keine ruhigeren Ferien vorstellen. »Die Fahrt hierher war komisch. Ich hab geschlafen, nachdem ich den Zug verpasst habe. Vielleicht hab ich dich darum nicht gefunden.« Wenn man schlief, konnte man nun mal niemanden finden, aber das war im Redeschwall nicht mehr zu ändern. Bisher hatte sie ja noch nichts gemacht, aber konnte nicht schaden, doch was zu erzählen, vor allem, weil sie ja nun mal vor Lia stand, der sie das halt erzählen konnte. Was Schlimmes war es ja nicht. »Ich war in der Eulerei, um nen Brief an Mum zu schicken. Man kennt sie ja. Und da hab ich Rose Shadow getroffen, die sich wahrscheinlich verliebt hat. Dann sind wir in die Große Halle gegangen und den Rest kennst du ja schon.«
Erschöpft ließ sie sich auf das Gras sinken, zog Lia dabei unvorsichtig mit sich runter und atmete glücklich die frische Luft ein. Frischer konnte sie ja gar nicht sein, jetzt vor Ria die liebe Lia wieder hatte. »Und wie siehts mit dir aus?« fragte sie dann und sah Emilia an. Immer noch so hübsch. Tja, Ria, da kannst du wohl nicht mithalten. musste sie sich eingestehen.

Ununterbrochen lächelte Emilia ihre Freundin an, mit ihr konnte sie stetig Spaß haben und sie ließ sie ihre Sorgen und Ängste vergessen. Hatte ich schon einmal erwähnt, dass Lia froh war Ria zu haben? Nein? Dann jetzt.
„Getressen? Dass musst du mir mal zeigen! Och, die haben doch keine Ahnung, wie man das Leben – besonders das Essen – richtig genießt.“
Als ihre Größe zur Sprache kam, sah sie Ria an. „Nun, groß bist du ja auch nicht.“, neckte sie ihre Freundin grinsend.
Auf ihre Ereignisse aus den Ferien konnte sie nicht anders als lachen. Durchschnittlich, nun ja, immerhin war bei ihr mehr los als bei Lia.
„Du hast den Zug verpasst?“, typisch Ria. Kleines Schusselchen.
„Rose Shadow? Die kenne ich gar nicht. In welche Klasse geht die denn?“, fragend sah die Hufflepuff Ria an. Eigentlich mochte sie es nicht, Menschen nicht zu kennen, von denen gesprochen wurde. Dann konnte sie nämlich nichts sonderlich dazu sagen und das war doof.
Lia plumpste mit Ria zusammen aufs Graß. Wie schön sich das anhöre, Lia und Ria.
„Jetzt geht es mir super, ich bin zuhause und du bist da.“ Sie grinste. Ja, genau so sollte es jeden Tag sein. „Ach, die Ferien waren wie immer. Mum und ich haben uns gemieden, ich habe im Laden geholfen. Das heißt, arbeiten, arbeiten, arbeiten. Die ganzen Ferien lang. Aber es war aushaltbar.“ Sie lächelte. Eigentlich war sie ja froh, was zu tun gehabt zu haben. Hätte sie nur rumgesessen, hätte sie sich zu Tode gelangweilt.
„Ich habe bis jetzt noch nicht viel gemacht. Außer schlafen, essen, lesen, Hier rumsitzen. Einige Leute begrüßen die ich eigentlich nur flüchtig kenne. Und ich habe ständig nach dir Ausschau gehalten, aber du hast wieder nuuuuur geschlafen.“ Emilia sah sie gespielt beleidigt an und konnte dann aber nicht mehr anders, als zu lachen.

»Nur fast. Ich würde diesen Zug niemals verpassen, glaub mir. Er ist die einzige Flucht aus diesem Haus mit den durchgedrehten Schwestern.« antwortete Ria lachend. Sie lachte zwar nicht selten, aber es war doch das erste richtige Lachen dieses Tages. Lia wirkte eben doch Wunder in solchen Situationen und an solchen komischen Tagen. Nur merkwürdige Leute hatte sie heute getroffen. Diese Rose, die keinen Spaß verstand und die Mines. »Ich bin in den Ferien drei Millimeter gewachsen. Mama hat das magisch gemessen!« strahlte sie stolz. Sooooo groß war sie geworden und das zeigte sie auch indem sie die Arme hochriss, wie es kleine Kinder machten, die zeigen wollten, das sie gar nicht klein waren, oder die zeigen wollten, dass sie auf den Arm genommen werden wollten. Himmelweiter Unterschied, aber dennoch die gleich Geste. Außerdem gab es noch kleinere Leute auf der Schule. Schaut euch die Erstklässler an!
Rose, da war sie wieder. »Sechste Klasse, Ravenclaw, aber was solls. Die waren mir schon immer zu schlau, weißt du?« Oder die Ravenclaws taten nur so. Naja, Luna war die Ausnahme, doch eines dieser Muggelsprichworte sagte ja, dass Ausnahmen die Regel bestätigen.
Ja, Lia war zu Hause. Und Ria auch. Das war wirklich schön. Und Lia war doch einzigst wahre Schwester, die sie hatte. Alle anderen vier zählten doch gar nicht mehr, wenn Lia da war. Wobei die – mit Ausnahme von Helen – auch ganz wundertoll waren. Ach, genau, die Lia und ihre Mutter… Ria hatte die Frau noch nicht kennen gelernt, oder es verdrängt? Nein, so etwas Wichtiges würde nicht einmal die Rothaarige hier vergessen. Also, hatte sie sie bisher nur gesehen. Aber ein Bild von Lias Mum hatte sich nicht eingeprägt in ihrem Kopf.
»Ich war müde!« Schlechtes Argument, aber da war es. Lia direkt, zusammen mit einem Lachen, vor den hübschen Flauschkopf geknallt. Welch schlagartige Antwort! »Und ich habe nicht nuuur geschlafen. Nur ein bisschen.« Ihre Schwester Helen musste ja erst in einer Woche zurück auf die Schule in Amerika und da blieb ihr ganz viel Zeit, um Ria ein bisschen zu ärgern, während sie nach King’s Cross gefahren waren. Die reinste Hölle. Erschöpft hatte sie sich dann in ein Zugabteil fallen lassen. »Gerade so, dass ich nicht mit einem aufgemalten Schnurrbart oder Nargeln in den Haaren wieder aufgewacht bin. Ich weiß nämlich nicht, wer da noch im Abteil saß…« Dann grinste sie und zuckte die Schultern.

Sie lächelte verständnisvoll. Ja, die einzige Flucht aus dem stressigen und sowieso nervigem Familienleben. Viele Schüler fühlten sich sicherlich so. Achja, Rias Schwester. Nach ihren Erzählungen schienen die wirklich durchgedreht zu sein, aber Lia gefiel Rias Familie. Da war wenigstens was los und man mochte sich Einigermasen.
Lia liebte es Ria lachen zu hören, sie mochte es wenn ihre Freundin glücklich war. Außerdem war ihr Lachen höchst ansteckend. Wenn sie lachte konnte selbst Lia sich kein grinsen verkneifen.
Als Ria erwähnte dass sie gewachsen war, applaudierte Lia lachend. Ja, die Größe. Ria war wirklich klein, aber es passte zu ihr. Ein kleines, hüpfendes, quirliges Ding. Und genau dafür liebte Lia sie so.
Lia kicherte, ja die Ravenclaws waren wirklich sehr schlau. Aber waren dies ‚Vorurteile‘ der Häuser gegenüber wirklich berechtigt? Nun, über Hufflepuffs wurde auch gesagt, dass sie ganz schöne Flaschen seien. Sind sie das denn auch?
„Ja, nuuuuur ein bisschen.“ Sie grinste. „Ach was, so ein schicker Schnurbart.. Hätte dir bestimmt gut gestanden. Und was sind Nargel?“ Sie wusste nicht woher Ria das hatte, aber es klang lustig.
„Du hast doch sicherlich auch von diesem Turnier gehört oder? Was denkst du darüber? Was denkst du wer mit machen wird? Wirst du?“ Neugierig sah sie ihre Freundin an. Ohja, dass Turnier. Fast hätte sie es vergessen, doch gerade musste sie grundlos wieder daran denken und gleich Ria fragen. Sie selbst würde nicht mitmachen, da sie ungern im Rampenlicht stand, aber sie hoffte dass es ein guter Champion aus Hufflepuff geben wird.

Applaus, Applaus für Ria! Aber ein Bart – und bei dem Wort Bart musste sie sofort an den Schulleiter denken – hätte sie wahrscheinlich schrumpfen lassen. Schnurrbart hin oder her, einen so schwarzen Stift, wie in den Muggel-Comics hatten ihre Abteil-Teiler, wenn sie denn welche gehabt hat, anscheinend nicht gehabt. Rot wäre ja auch noch okay gewesen, aber nur wenn es tatsächlich so rot gewesen wäre, wie ihre Haare. Alles andere wäre schlichtweg inakzeptabel gewesen. So ein ausgeblichenes orange, nee, da gab es bei weitem Besseres!
»Nargel?« fragte sie, etwas dümmlich und so, als hätte sie das Wort nie zuvor gehört, geschweige denn, es selbst benutzt. »Der Klitterer warnt vor den Dingern.« Dann lachte Ria wieder. »Was sie sind, weiß ich aber nicht. Da musst du Luna fragen.« Natürlich, Luna Lovegood würde wohl auf jeden Fall wissen, was Nargel denn überhaupt waren.
Vielleicht kleine Insekten, vermutete Ria noch, als das Gespräch auch schon auf das Turnier gelenkt wurde, dass Ria schon Magenschmerzen bereitet hatte, bevor sie überhaupt gewusst hatte, dass es eins geben würde. »Ich weiß nicht. Ich glaube es wäre schwer, überhaupt ausgewählt zu werden und mal ehrlich, was so ich denn gegen böse Ungeheuer ausrichten?« Es war zwar nicht gesagt, dass es Ungeheuer geben würde, aber es wäre wohl merkwürdig, wenn sie nicht da wären. Es sollte gefährlich sein. Naja, Ria hatte ja den Brief an ihre Mutter geschickt, die sicher sofort nachschlug, was man in den drei Aufgaben des Trimagischen Turniers so alles tun musste. »Ich glaube, das trau ich mir nicht zu.« Und es gab wenige Anlässe, bei denen Ria zugeben würde, dass sie sich mit ihrem unheimlichem Selbstvertrauen nicht zutraute, da mitzumachen – bei was auch immer. »Sollte ich denn mitmachen, Lia?« fragte sie dann und grinste. »Aber nur, wenn du mir hilfst.« Dabei stand es doch schon fest, dass sie ihren Namen nicht in das Ding da werfen würde und somit war die Frage auch eher rhetorisch gemeint. »Was meinst du, wer teil nimmt?«

„Achso, aus dem Klitterer hast du das, vielleicht wird ich Luna mal fragen.“Hätte sie sich fast denken können, dass Nargel aus dem Klitterer stammen, also eher der Begriff. In dieser Zeitschrift stehen überwiegend solche absurden Dinge drin und doch mochte Lia die Zeitschrift. Und Luna, sie kannte sie zwar kaum, aber sie schien auch vollkommen okay zu sein. Jedenfalls war sie mal eine andere Ravenclaw, sie war nicht so arrogant wie einige anderen aus ihrem Haus. Wenn man sagen würde sie wäre nicht abgehoben, würde man lügen. Denn auch eine komische Art und Weise scheint sie, wenn sie sich bewegt, zu schweben.
„Mhm, das ausgewählt werden hängt, denke ich mal, mit Glück und Zufall zusammen.“ So wie sie sich selber kannte, würde sie niemals auserwählt werden, wenn sie mitmachen würde.
„Ich finde, dass Turnier hat echt gute Seiten. Mal lernt besser mit der Magie umzugehen und so. Also, warum nicht, wenn man noch etwas dazulernen kann?“, Lia sah Ria an und musste unweigerlich lachen. Der Satz schien aus dem Mund einer Ravenclaw zu kommen. Sonst war Lia nicht so erpicht darauf etwas zu lernen. „Vielleicht macht es ja auch Spaß teilzunehmen. Wer weiß.“ Sie strich sich das unbändige Haar aus dem Gesicht. „Und natürlich würde ich dir helfen.“ Sie lächelte. Interessant wäre es, wenn die beiden Freundinnen sich anmeldeten. Also beide, nicht nur eine von ihnen. Dann müssten sie zu Rivalinnen werden und ihre Freundschaft würde auf die Probe gestellt. Es wäre interessant zu sehen, ob die beiden dem Druck standhalten würden. Lia wusste von sich selber, dass sie es wahrscheinlich nicht schaffen würde. Also verschwendete sie keinen Gedanken mehr daran, mitzumachen.
„Also ich garantiert nicht.“, sie lachte. „Ich denke überwiegend Jungs, die im Rampenlicht stehen wollen.“ Es gab jedem enge auf ihrer Schule die genau das wollten. Die allen beweisen wollten wie toll sie doch sind. Dabei sind sie genau das Gegenteil. Sie verlieren zu sehen wird ein Spaß.

Ria hatte ihren Klitterer im Schlafsaal vergessen, sonst hätte sie ihn Lia einfach ausgeliehen und ihr die Stelle, bei der Nargel erwähnt wurden gekennzeichnet. Natürlich mit Rot – mit was auch sonst? Rot passte einfach. Es war zu schön, wenn man einfach ganz rot war. Ihre Haare, das Haus Gryffindor. Allein das passte ja schon toll. Zurück zum Turnier und weg von Haaren, denn so sehr Ria ihre Haare auch mochte; sie würde Lia auf ewig um die ihren beneiden. Nein, jetzt das Turnier!
»Ich würde die Champions so lange nerven, bis sie freiwillig aufgeben.« behauptete Ria fröhlich grinsend und streute Lia Gras über die Haare. Grün. So, jetzt war es nicht mehr so qualvoll mit den Haaren, dann konnte sich klein Rot-Ria wieder voll auf die tragische Trimagie des Turniers konzentrieren und darauf, was ihre Beste Freundin da jetzt sagte. Moment mal, sie war doch in Hufflepuff gewesen, oder? Gar nicht in Ravenclaw. Aber sie hatte eben etwas gesagt, was man aus dem Mund von ihr nicht erwartet hätte, nachdem sie gerade noch wie Wirbelwinde über die Ravens hergezogen sind. Lia hatte soeben ein Wort benutzt. Lernen. Da wars es. »Der Hut hat dich ins falsche Haus geschickt, Lia.« stellte sie nüchtern fest und legte den Kopf leicht schief, trotzdem, sie war der gleichen Meinung. Ein bisschen schwarze Magie lernen, denn damit brachte Ria das Turnier in Verbindung – wegen was auch immer.
»Wir können ja dahin gehen – zu dem verrosteten Becher – und gucken, wer seinen Namen noch so reinwirft. Dann können wir uns die angucken, die das machen wollen und wenn du jemanden siehst, der dir gefällt, machst du auch mit, um ihn kennenzulernen.« Natürlich sagte sie bewusst, dass alle nur Lia gefallen würden. Bisher hatte sie ja noch nichts mit Herzensangelegenheiten und Schwärmereien und dergleichen zu tun gehabt, also definitiv eher ein Fall für die schüchterne Lia.
Das hatte sie auch schon gedacht. Jungs, die im Rampenlicht stehen wollen und es später in ihren Lebenslauf schreiben, dass sie dort gewonnen haben, sobald sie die Schule verlassen und sich wunderbar im langweiligen Mistterium (oder Ministerium, eins von beidem) bewarben. »Vielleicht sind auch welche dabei, die nicht nur arrogant und selbstverliebt sind. Ich wette auf einen Haufen von Slytherins. Die werden sich den Triumph doch nicht nehmen lassen.«

Sie lachte. Ja, nerven konnte Ria spitze wenn sie wollte. Und aufgeben würden die anderen dann sicherlich. Und nun hatte sie grüne Farbspritzer, na ja eher Grüne Grasspitzen, im Haar. Mal etwas anderes. Sie fasste sich in die Haare und zog einen Grashalm heraus und drehte diesen um ihren Finger.
„Manchmal glaube ich das auch, lernen ist doch super!“, sie sah Ria für ein paar Sekunden lang recht ernst an, doch dann prustete sie los. Sie hasste es zu lernen, aber es musst ja sein. Ihnen blieb nichts anderes übrig oder sie schafften die Klasse nicht und dass wollte ja keine von den beiden.
„Achso? Ich mache dann also mit und hoffe dass er mich dann in einer Aufgabe heldenhaft aus den Fängen einer Riesen Schnecke rettete? Keine schlechte Idee.“ Sie lachte.
Eigentlich war das Turnier nicht dazu da um Jungs kennenzulernen. „Und du machst dann das ebenfalls? Oder siehst du lieber zu wie deine Lia kurz vorm sterben ist und von einem heißen Kerl gerettet wird für den sie dann nur noch Augen hat?“ Eigentlich hielt sie nicht viel von Jungs, sie waren vielleicht nett und alles. Man konnte sich mit einigen auch gut Unterhalten, aber in einen Verlieben? Sie war eigentlich noch nie so richtig verliebt gewesen und eine Schwärmerei war auch noch nie vorgekommen. Darüber war sie manchmal ganz froh, denn sie hatte schon von einigen gehört das genau dass alles andere als schön ist. Ständig mit der Angst leben zu müssen er könnte dich abweisen oder er könnte neben dir noch eine andere haben. So etwas wollte sie nicht, oh nein. Vielleicht musste man den Jungs einfach blind vertrauen und wenn sie dann doch scheiße bauten, in den Wind schießen. Ach, keine Ahnung. So wirklich viel Ahnung hatte sie nicht davon.
„Meinst du? Ich finde das ist genau der Event für Selbstverliebte Schönlinge. Ohja und mit den Slytherins könntest du recht haben. Die hoffen doch nur darauf, mal wieder beweisen zu können wie ach so super deren Haus doch ist.“ Sie kannte nicht einen Slytherin wirklich, alle nur flüchtig. Und keiner von denen war ihr nun besonders nett vorgekommen. Vielleicht kannte sie auch die falschen, wer weiß dass schon.

Also, warte mal, lernen ist doch echt super? Das… hatte Lia nicht wirklich gesagt. Ria sah ihre beste Freundin entsetzt an und wahrscheinlich war allein ihr Blick es wert gewesen, das zu sagen, denn die liebe Lia fing auf der Stelle an zu lachen. Man konnte es ihr nicht verübeln. Ria lachte einfach mit. Man, das tat gut, wirklich! Es gab nichts besseres, als Lachen, da konnte man wirklich sagen, was man wollte. Kein Heiler im St Mungo konnte auch nur annähernd dieses Lachen mit einem Medikament ersetzen. Wunderschön. Spaß macht’s.
»Schnecken, ja, und wenn er dich gerettet hast, bist du ganz schleimig?« Na, lecker. Da hätte Liali einen tollen Jungen haben können und lag ganz verschleimt in seinen Armen. Zu einem Kuss oder einer tröstenden Umarmung würde es wohl nicht kommen, nein, ganz sicher nicht. Definitiv nicht. Und unter gar keinen Umständen, es sei denn, Lia wäre noch nicht eingeschleimt worden, wäre vor dem Monster nur weggerannt und direkt dem mysteriösen Mr Universum in die Arme gesprungen – wer auch immer sein mochte. »Mir hat noch niemand auf dieser Schule besonders gut gefallen, warum sollte es jetzt anders sein?« meinte Ria, gespielt traurig und mit unverhohlener Melancholie, die in der Stimme mitschwang. Eigentlich war sie auch ohne einen Freund gut dran, aber sie wollte, nein musste im Grunde, irgendwann heiraten und sich mit ihrer Mutter darüber streiten, ob es auf ihrer Hochzeit Eierflip geben würde, oder nicht.
Selbstverliebte Schönling, jap, das traf es ziemlich genau. »Also auch für die hübschen Jungs dieser Schule, ob nun selbstverliebt, oder eben nicht.« sagte Ria dann. Die Slytherins. Mit denen hatte Ria eigentlich noch nie Kontakt gehabt, aber die Erzählungen ihrer Schwestern und ihrer Freunde waren nicht gerade nett gewesen. »Ich tippe auf Cedric Diggory.« Den kannte doch jedes kleine Mädchen. Schön, hufflepuffig und vielleicht auch ein wenig von sich selbst eingenommen. Und wen gab es da noch so? Spontan fiel ihr niemand weiter ein, doch irgendjemand würde sich bestimmt noch finden.

Das klang ganz und gar nicht verlockend, bei einem Turnier mitzumachen, vollgeschleimt zu werden und sich dann vor der kompletten Schule zu blamieren. Das wäre das letzte was eine Person wie Emilia brauchen würde. Es reichte ihr ja schon wenn sie den Weg durch die große Halle gehen musste und sich gänzlich beobachtet fühlte. Und wenn es dann noch ein Kerl sein sollte, der sie dann rettete und wahrscheinlich auch ein hochnäsiger Schönling war, so wie sie die Teilnehmer einschätze wäre jeder zweite der sich bewarb einer davon, würde das alles andere als angenehm werden.
„Dir hat echt noch niemand gefallen? Hast du nicht irgendwann mal gedacht: Man der ist niedlich. Echt nie? Aber es gibt doch ein paar Jungs hier, die wirklich nicht schlecht aussahen.“, dass stimmte wohl. Aber es kam ja nicht nur auf das Aussehen an. „Zwar haben diese Jungs dann bestimmt Wackelpudding anstatt ein Gehirn, aber solange man sie nur ansieht und sie nicht mit intellektuellen Fragen bombardiert, geht das ja.“
Sie sah kurz etwas nachdenklich auf den See. Ob das Turnier wirklich so schrecklich wird, wie sie sich vorstellte? Jedenfalls schrecklich im den Sinne, Idioten bei der Suche nach Ruhm zuzusehen.
„Ich denke auch, dass Cedric sich bewerben würde. Dann ist nur die Frage was die Kriterien sind, unter welchen die Champions ausgewählt werden. Geht das wirklich komplett per Zufall? Oder suchen sie sich, die eingebildetsten? Die schlausten? Oder doch die hübschesten?“ Aber wahrscheinlich ging das wirklich nur komplett per Zufall.
„Meinst du es wird sich unter den Anwärtern auch nur irgendein Mädchen befinden? Ich hoffe doch, irgendwer muss ja beweisen das auch zarte und niedliche Wesen etwas auf dem Kasten haben.“ Sie grinste. Die meisten Jungs sahen die meisten Mädchen sowieso nur als Spielobjekte an. Mal hier eine, mal da eine. Hauptsache die hatten ihren Spaß.

Wahrscheinlich hatte sie das schon mal gedacht, dass irgendjemand besonders süß gewesen war, aber sie hatte es sich selbst nicht nur nicht eingestanden, sondern es einfach geleugnet. Immerhin war Ria nicht diese Art von Mädchen, die sich einfach in einen dieser gutaussehenden Typen verguckte, weil dieser eben gutaussehend war. Außerdem mochte sie es nicht, mochte nicht mal daran denken, irgendwie verletzt zu werden, indem dieser Schluss machte, oder mit einer anderen durchbrannte. »Vielleicht will ich das ja gar nicht denken, dass jemand niedlich, süß oder toll ist, Lia.« sagte Ria, etwas niedergeschlagen und zum ersten Mal seit dem sie Lia wieder getroffen hatte auch ziemlich ernst. Geprägt durch ihre Schwestern? Immerhin hatten die so einiges erlebt. »Und das Aussehen spielt bei mir wohl weniger eine Rolle.« gab sie zu.
Wackelpudding! Das war es. Nur das Ria von vornherein bemerkt hatte, dass die dämlichen Typen Wackelpudding im Kopf hatten, ja, alle und sie – SIE – war es, die es gewusst hatte. Deswegen hatte sie sich noch nicht in irgendwen verguckt, weil er niedlich war. »Nein, aber das wäre auch nicht das Wahre, weißt du? Man sollte nicht nur oberflächliche Sachen miteinander bereden können. Bin zu wählerisch, da hast du’s.«
Jaja, Cedric hier, Diggory da. Ria hatte schon gehört, wie einige wieder von diesem Schönling geredet hatten, allerdings gab es da noch ganz andere, die viel besser für das Turnier wären, fand sie. Ravenclaws, die, wie schon gesagt auch unheimlich klug sein konnten und die Gryffindors, die besonders mutig waren, vielleicht auch Hufflepuffs, die nicht zu schüchtern waren.
»Ja, es wird wohl Mädchen geben, aber ich werde das nicht machen, unter gar keinen Umständen. Lieber gebe ich mich komplett auf und fange an zu jubeln. Ich bastel mir einen Löwenhut, so wie der von Luna. Und glaub mir, ich häng mich von der Tribüne und feuere einen Slytherin an, aber ich werde mich nicht für dieses Turnier melden.« Obwohl man es Ria wohl zugetraut hätte, da mitzumachen, aber sie wollte es nicht, nein, definitiv nicht. Es klang so gefährlich.

Während Ria nachdachte, beobachtete Lia sie.
Ihr kleines, putziges und Quirliges Ding.
Ria war nicht eines dieser typischen Mädchen die nur auf das Aussehen achtete, oh nein. Ihr war der Charakter wichtiger, genauso dachte Lia auch. Zwar hatte sie hin und wieder wenn ein Junge gut aussah, den Gedanken, das er eben gut aussehen ist, aber jedoch verliebt hatte sie sich noch nie. Was bringt es denn auch wenn man sich in das Aussehen verliebte und der Charakter totaler Käse war?
„Ach Ria.“, Lia lächelte, „Irgendwann wirst du auch jemanden kennenlernen wo du denken willst das derjenige toll ist, egal ob du wählerisch bist oder nicht. Irgendwann findest du deinen Mr.Perfekt.“ Sie lächelte immer noch, obwohl ihr eigenes Selbstvertrauen gerade an ihr nagte. Von sich selber dachte sie nicht so, sie gefiel sich ja selber noch nicht mal, wie sollte sie dann auch noch jemand anderem gefallen können?
Sie versuchte sich das buschig braune Haar aus dem Gesicht zu wischen.
„Es werden wohl sehr wenige Mädchen sich anmelden und vielleicht wird ja noch nicht mal eines ausgewählt. Aber ich sehe das so wie du, lieber feuer ich jemand anderen an, als mich selber in den Mittelpunkt zu stellen und mich Kopfüber in das Verderben zu stürzen und wenn du dann noch nicht mal gewinnst, was hat dir das dann gebracht? Außer ein paar gebrochenen Knochen.“

Jep, würde sie, nur wann war die Frage. Sie nickte trotzdem und grinste fröhlich, ehe sie sich hinlegte. Das rote Haar biss sich fürchterlich mit dem grünen Gras. Nun, Slytherin und Gryffindor passte ja auch nicht so zusammen. Genauso wenig, wie Schlange und Löwe jemals Freunde sein könnten. Niemand würde sein Zimmer wohl im Slytherin-Grün und im Löwen-Rot streichen. Einzeln passte das ja ganz gut zusammen, aber sonst. Nein, ganz und gar nicht. Auch wenn Liali diesen Kerl zuerst finden würde. Da war sich klein Ria ziemlich sicher. Wäre Lia ein bisschen mutiger und würde ein bisschen mehr aus sich herausgehen… Doch Ria unterbrach diesen Gedankengang. Wäre Lia so, dann wäre sie ja nicht Rias beste Freundin und daran wollte die kleine Gryffindor gerade gar nicht denken.
Und dann auch noch das Turnier. »Man könnte neue Heilzauber lernen und sich die Knochen wieder ungebrochen machen. Oder sie generell verschwinden lassen. Über so einen Zauber habe ich letztens was gelesen.« sagte sie, ein bisschen nachdenklich. Aber – wie sie auch gelesen hatte – war es nicht einfach, Knochen wieder wachsen zu lassen und sie einfach wieder so zu machen, wie sie waren. Es musste eklig sein, ohne Skelett im Körper.
»Lia, ich hab Hunger.« sagte sie dann, nach einer Weile und sah noch kurz auf den See hinaus. Wie viele Fragen in ihrem Kopf herumschwirrten! Über Geister, Skelette und Meermenschen. Geister hatten doch kein Skelett mehr, aber was hielt sie dann noch zusammen? Und die Meermenschen – Menschen, wohlgemerkt – konnten sie auch zu Geistern werden? »Lass uns in die große Halle gehen, ja?« fragte sie nach, stand aber schon, und wie zur Untermalung und Bekräftigung ihrer Worte knurrte ihr Magen auch gleich.
»Außerdem ist da jetzt am meisten los und vom hier rumsitzen kommt auch kein Mr. Perfekt an. Die finden wir höchstens – zumindest jetzt – in der Großen Halle…« Auch wenn sie nicht so recht daran glaubte…

Tbc: Ja, welcher Tisch, Lialein?

„Die Knochen komplett verschwinden lassen?“ Lia stellte sich Ria gerade wie ein hautfarbener unförmiger und wabbelnder Klops ohne Knochen vor. „Wenn du komplett ohne Knochen wärst, wärst du bestimmt total bequem. Weich und so!“ Sie grinste und pikste Ria in den Bauch. Das wäre ja auch mal etwas. „Aber da hat das Turnier wieder eine gute Seite und zwar das man ein bisschen was lernt, ob einen das im weiteren Leben weiter bringt. Weiß ich nicht so genau.“
Hunger, Essen. Lia hatte eigentlich garkeinen Hunger, aber sie wollte auch Ria nicht verhungern lassen. Sie stand ebenfalls auf und wischte sich etwas Graß oder irgendetwas anderes Grünes von der Hose. „Okay, hab in die Große Halle und die Kerle begutachten. Was hälst du davon wenn wir eine Checkliste machen?“ Sie lachte. Das wäre auch eine lustige Idee, sie stellt sich das vor wie bei einem Pferde Verkauf, wo die Käufer jedem Pferd in den Mund schauen ob sie auch ja genug Zähne haben oder das Fell checken.

Tbc: Ich würd sagen Gryffindor Tisch?